Kürzlich habe ich den Bildspruch gelesen:
Sie hören a, sagen b und erzählen c!
Vorweg eines, da steckt in den meisten Fällen nichts Böses oder Arglistiges dahinter, sondern lediglich unbewusstes Verhalten.
Warum hören und verstehen Menschen nicht was du sagst?
Warum ist das so? Hast du dich das jemals gefragt?
Warum Menschen scheinbar nicht wirklich zuhören, etwas ganz anderes verstehen als du sagst und dann, als wäre das nicht schon genug, es auch noch völlig anders wiedergeben und erzählen.
Jeder Mensch besitzt eine andere innere Landkarte!
Das liegt an unseren inneren „Landkarten“! Wie wir selbst Erlebtes abgespeichert haben.
Der Mensch neigt dazu, immer wenn er etwas hört oder sieht, dies sofort innerlich abzugleichen.
Dann geschieht, grob gesagt folgendes:
- „Gottseidank, kenn ich nicht!“
Alles gut, entweder fühlt dieser Mensch sich besser, da er soooo was noch nicht erlebt hat oder er fühlt sich schlechter, da der Andere etwas scheinbar „besseres“ erlebt hat oder besitzt. – innere Wahrnehmung aktiv, Person taucht in seine eigene innere Welt ein! - OH Jaaa, DAS habe ich auch schon erlebt!
Und schon beginnt er über sein eigenes Thema zu erzählen. Bestenfalls lässt er dich noch ausreden. – innere Wahrnehmung aktiv, Person taucht in seine eigene innere Welt ein!
Ich verstehe was du meinst, ich habe GENAU DAS SELBE erlebt!
Es wird Verstehen und Solidarität bezeugt, denn selbst wurde ja das Selbe erlebt.
Nein, wurde nicht. Denn die erzählende Person hat komplett andere Hintergründe, ein völlig anderes inneres Erleben und innere Speicher. Selbst wenn im selben Kontext etwas erlebt wurde, ist es nicht das Selbe und auch das Fühlen, Wahrnehmen, Innere des Erzählers ist gänzlich anders als das des Zuhörenden. Doch dies bleibt dem Zuhörer leider verborgen, denn er ist immer noch in seiner eigenen inneren Welt abgetaucht.
Was geschieht bei beiden inneren Abgleichen? Es wird nurmehr das wahrgenommen und gehört, was zum inneren Erleben passt. Es wird nicht mehr gehört, was der andere tatsächlich sagen möchte bzw. sagt.
Der Zuhörer ist im inneren Erleben und Abgleichen. Häufig wird auch noch das eigene Bewertungssystem aktiviert. Diese Bewertungen sind ebenfalls mit den eigenen inneren Speicherungen gekoppelt und werden entsprechend aktiv.
Ich sage A und du hörst B
(Wie geht es dir jetzt beim Lesen? Ist es da das Selbe? Tauchst du gedanklich ab in eigene innere Gedanken? Oder bist du bei meinem Text?)
Das heißt, du sagst a und dein Gegenüber versteht tatsächlich b.
Da er sich noch an Bruchstücke deiner Erzählungen erinnert, diese jedoch mit seinen eigenen Speicherungen abgeglichen, somit ein vollkommen anderes Erleben deiner Erzählung hat, als das was du tatsächlich von dir gegeben hast, wird daraus: c.
Eine Geschichte vermischt mit deinem Inhalt und seinen Wahrnehmungen aufgrund seiner inneren Speicher.
Wie geht es dir?
Kannst du zuhören, ohne während dessen in deine eigene innere Welt abzutauchen?
Kannst du wirklich hören und verstehen, was dein Gegenüber dir erzählt?
Oder ertappst du dich, da du nun darüber Bescheid weißt, dass du auch nur einen Teil dessen wahrnimmst, was dein Gegenüber dir sagt, da du tatsächlich einen sofortigen inneren Abgleich startest.
Besonders schnell merkt man es bei Menschen, die sofort von sich zu erzählen beginnen, wenn du etwas sagst. Hier brauchst du keine Angst haben, dass C erzählt wird, denn sie hören dir gar nicht mehr zu, sie sind sofort bei sich ankommen und bleiben das auch meist. 😉
Ich musste kurz schmunzeln, als ich diesen Text meiner Kollegin vorlas, da ich wusste, sobald ich „Innere Landkarte“ erwähne, taucht sie sofort in eigene innere Welten ab. Genauso war es. Sie lachte laut auf und sagt: „Ich bin ein Paradebeispiel! Kaum hast du begonnen vorzulesen, habe ich schon mit eigenem Wissen und eigenen Erfahrungen begonnen abzugleichen und nur noch Wortfetzen gehört, was du noch sagtest!“
Beobachte deine Kommunikation.
Auch Zuhören will gelernt sein!
Von Herzen Sonja